Júlio ist 17 Jahre alt, als er seinen ersten Mord begeht. Sein Onkel Cícero bittet ihn um diesen Gefallen. Cícero arbeitet als Polizist. Das jedenfalls glaubt seine Familie. In Wahrheit verdient Cícero sein Geld als Auftragsmörder, als so genannter Pistoleiro. Aufgrund seiner Malaria-Erkrankung kann Cícero nicht selbst zur Tat schreiten. „Wenn du den Auftrag nicht erledigst, werde ich umgebracht“, erklärt er seinem Neffen Júlio: „Wenn man das Geld bekommen hat, muss man die Arbeit machen. Sonst wird der Pistoleiro selbst umgebracht.“
Júlios erstes Opfer ist der Fischer Amarelo, der zwei Wochen zuvor ein 13-jähriges Mädchen vergewaltigt hat. Júlio erschießt Amarelo im brasilianischen Regenwald, er schlitzt seinen Bauch auf und wirft ihn in den Fluss, wo die Piranhas von dem frischen Blut angelockt werden. So hatte es ihm Onkel Cícero aufgetragen. Nach der Tat fällt Júlio auf die Knie und spricht zehn Ave Maria und zwanzig Vaterunser. Auch das hatte Cícero ihm geraten. Dann schwört Júlio, dass er nie mehr einen Menschen töten wird. Das ist im August 1971.
Wenige Monate später bietet Cícero ihm eine „einfache und gut bezahlte Arbeit“ an. Die brasilianische Militärdiktatur rekrutiert Ortskundige, um Guerilleros im Amazonas-Gebiet aufzuspüren. „Werde ich töten müssen, Onkel?“ fragt Júlio. „Nein“, erwidert Cícero, „du bist nur ein paar Tage mit Soldaten unterwegs und kommst mit viel Geld nach Hause“.
35 Jahre später hat Júlio fast 500 Menschen ermordet.
Der Pistoleiro liest sich wie ein psychologischer Kriminalroman, doch es ist die wahre Geschichte eines Auftragsmörders, die der brasilianische Journalist Klester Cavalcanti hier erzählt. Über sieben Jahre hinweg führte Cavalcanti Interviews mit dem Pistoleiro Júlio Santana. Er sprach, so schreibt Cavalcanti im Vorwort, mit einem „auf den ersten Blick gewöhnlichen Mann. Ganz anders als die Mörder aus Büchern und Filmen“.
Klester Cavalcanti legt mit Der Pistoleiro keine trockene Biographie vor, sondern die intensive Schilderung eines mörderischen Werdegangs während und nach der brasilianischen Militärdiktatur. Als Júlio im Alter von 52 Jahren seinen letzten Mord begeht, ist Lula da Silva bereits Präsident von Brasilien.
ad
Ich bin doch mit den Schweinezeiten noch gar nicht durch! :)
Entschuldige bitte mein schlechtes Timing! :-)
Es klingt jedenfalls auch ganz schön spannend. Durchaus verstörend, aber faszinierend.
Ja, eine absolut lohnende Lektüre.
Schon die zweite lobende Besprechung zu diesem Buch. Da sollte es langsam mal von meiner Wunsch- auf die reale Buchliste kommen und gelesen werden.
Unbedingt! Und die nächste lobende Besprechung kommt dann hoffentlich von Dir. :-)
Danke für die tolle Buchbesprechung. Ich bin hin und weg und habe das Buch auf meine Wunschliste aufgenommen.
Das freut mich sehr, das Buch ist auf jeden Fall lesenswert. Liebe Grüße!
Eine wirklich sehr gut geschriebene, auf das Wesentliche verdichtete Rezension, die auf das Buch neugierig macht. Vielen Dank dafür! Es steht nun auch auf meiner Wunschliste.
Der Dank geht an Dich zurück & ich sende Dir viele Grüße!
Danke dafür, dass meine Wunschliste wächst und wächst und wächst ;-)
Besten Gruß
Sehr gern geschehen und viele Grüße! :-)