Liza Codys Obdachlosenroman Lady Bag: „Quasseln, quasseln, quasseln und nichts merken.“

London-Literatur Lady BagEine Obdachlose mit Hund versucht, ein Verbrechen in London aufzuklären. Das ist der Plot (um es kurz zu machen) von Lady Bag. Und dennoch habe ich keinen Kriminalroman gelesen.

Gelesen habe ich einen Großstadtroman aus der Perspektive einer Ausgestoßenen. Ihre besten Freunde sind der Rotwein und Hund Elektra. Das war nicht immer so. Erst einmal ihr Vermögen und ihren gut bezahlten Job verloren, geht es – aus der Sicht der Gesellschaft – für sie bergab:

„Sie besorgen dir eine Behelfsunterkunft in einer Vorstadtpension, meilenweit von Sozial- und Arbeitsamt. Du hast kein Geld für den Bus, also brauchst du Stunden, um zu Fuß hinzulaufen, nur um festzustellen, dass das zuständige Büro geschlossen hat.“

Weiterlesen „Liza Codys Obdachlosenroman Lady Bag: „Quasseln, quasseln, quasseln und nichts merken.““

Wie groß sollte unser Aufmerksamkeitskreis sein? Zadie Smiths Erzählung „Die Botschaft von Kambodscha“

London-Literatur_Zadie Smith Botschaft KambodschaIn einer alten Metro-Ausgabe liest Fatou die Geschichte einer Londoner Sklavin. Wenn Fatou ihr eigenes Leben als Haushälterin im Nordwesten von London mit dieser Sklavin vergleicht, dann geht es ihr eigentlich ganz gut.

Sie wurde noch nie von ihren Arbeitgebern verprügelt. (Gut, geohrfeigt schon.) Sie darf sogar das Haus verlassen. Auch die Freiheit versprechende Oyster Card darf sie mitnehmen, wenn sie die Einkäufe der Familie im Londoner Stadtteil Willesden erledigt. Nicht so gut: Ihren Pass musste sie der Familie bei Arbeitsantritt aushändigen – und ihren Lohn bekommt sie auch nicht ausgezahlt, schließlich verursacht Fatou Kosten bei der Nahrungsaufnahme und beim Wasserverbrauch.

Weiterlesen „Wie groß sollte unser Aufmerksamkeitskreis sein? Zadie Smiths Erzählung „Die Botschaft von Kambodscha““

Banksy: Wall and Piece

Banksy Wall and PieceT-Shirts, Handtaschen, Buttons – auf dem Londoner Portobello Market in Notting Hill ist Che Guevara in allen Formen und Preislagen zu kaufen. Eines Morgens blickt der Revolutionär jedoch auf einmal in vielfacher, überlebensgroßer Ausfertigung von der Eisenbrücke hinunter auf den Ort seiner Vermarktung.

„Ich glaube, ich habe versucht ein Statement gegen das endlose Recycling einer Ikone abzugeben“, sagt Banksy, der in einer Nacht- und Nebelaktion die Wanddekoration angebracht hatte. „Die Menschen glauben offenbar, dass sie sich nicht mehr wie ein Revolutionär verhalten müssen, wenn sie sich wie ein Revolutionär kleiden.“

Weiterlesen „Banksy: Wall and Piece“

Nerdy News from London: Von Büchern, Zeitreisenden und Zauberlehrlingen

Es ist nun etwa ein Jahr her, als ich gemeinsam mit Mr. M. diverse Buchhandlungen und Nerd-Attraktionen in London erkundete. Anlässlich der London Film and Comic Con sowie der Reunion der legendären Monty-Python-Truppe hat sich Mr. X. erneut als Location Scout auf die Straßen der britischen Hauptstadt begeben.

Das Londoner Stadtviertel Bloomsbury ist Freunden des guten Buchs ein Begriff. Zu den zahlreichen kleinen, unabhängigen Buchhandlungen in Bloomsbury zählt das Antiquariat Collinge & Clark. Dem einen oder anderen mag die Buchhandlung bekannt vorkommen. In der herausragenden britischen Serie Black Books um den skurrilen Buchhändler Bernard Black fungierte sie als Außenkulisse.

London_Black Books

„Alle Vögel haben ein glückliches Herz…“ – Mit Peter Pan in den Kensington Gardens

Zwischen dem Londoner Hyde Park und den Kensington Gardens erstreckt sich ein See namens Serpentine. Unzählige Vögel leben hier, und sie sind – ebenso wie Peter Pan – zum Flug bereit.

In J.M Barries Erzählung Peter Pan in Kensington Gardens ist Peter Pan noch ein Baby, gerade einmal sieben Tage alt, doch er hat schon ein ganz konkretes Ziel: „Zurück in die Kensington Gardens“ möchte er. Und so gesellt er sich – nach einer kurzen Zwischenlandung in den Kensington Gardens – zu den Vögeln des Serpentine.

Serpentine-Vögel

Weiterlesen „„Alle Vögel haben ein glückliches Herz…“ – Mit Peter Pan in den Kensington Gardens“

Spionage-Literatur: „Der Geheimagent“ von Joseph Conrad | London

Joseph Conrad_GeheimagentEine einfache Geschichte, so lautet der Untertitel zu Joseph Conrads Roman Der Geheimagent, der 1906 bis 1907 in Fortsetzungen erschien. Und tatsächlich ist die Handlung schnell erzählt. Adolf Verloc ist Besitzer eines schmuddeligen Krimskramsladens im Londoner Stadtteil Soho. Sein Sortiment reicht vom Pornoheftchen bis zum Stempelkissen. Nur selten verirrt sich ein Kunde in sein Geschäft.

Umso lebhafter geht es abends im Hinterzimmer zu. Denn hier versammelt sich regelmäßig ein Grüppchen von Anarchisten, um über die Weltrevolution zu räsonieren. Verloc ist Teil der Gruppe. Als Geheimagent einer ausländischen Macht soll er über ihre Aktivitäten berichten und sich selbst als Agent Provocateur betätigen. Erfolge hat er jedoch schon seit Jahren nicht mehr vorzuweisen. Daher fordert sein neuer Chef, Herr Vladimir, nun Taten.

Weiterlesen „Spionage-Literatur: „Der Geheimagent“ von Joseph Conrad | London“