!ניצלעך – Wie funktioniert Jiddisch?

Betretenes Schweigen oder ein großes Fragezeichen über dem Kopf – das sind die gängigen Reaktionen, wenn ich (deutschen) Bekannten erzähle, dass ich an der Uni einige Semester Jiddisch gelernt habe.

Und über allem steht die Frage: Warum, um Gottes Willen, Jiddisch?

Die Frage, die mir bisher noch nie gestellt wurde und die ich an dieser Stelle beantworten möchte, ist: Wie funktioniert Jiddisch?

Jiddisch wird in hebräischer Schrift geschrieben, wobei das Alphabet leicht angepasst wurde. Man schreibt von rechts nach links:

jiddisch_11

Die Schriftzeichen lassen sich problemlos innerhalb weniger Tage auswendig lernen. Was man dann entziffern kann, ist Folgendes:

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jiddisch_2

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Schreibt man den Text von links nach rechts, wirkt er schon vertrauter:

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Meine persönliche Übersetzung ins Deutsche sieht so aus:
Sage niemals, dass du den letzten Weg gehst…

Die Umschrift des Jiddischen in das lateinische Alphabet erfolgt in der Regel nach der YIVO-Transkription, die sich weitestgehend an der englischen Schreibweise orientiert. Der Buchstabe ש zum Beispiel wird nach YIVO mit „sh“ transkribiert, während es im deutschsprachigen Raum naheliegend ist, die Umschrift „sch“ zu verwenden.

Das obige Beispiel stammt im Übrigen aus dem bekannten Partisanenlied Sog nit kejnmol. Der Text wurde von dem in Wilna geborenen Hirsch Glick verfasst, der Mitglied des Künstler- und Literatenkreises Jung-Wilne war und mit etwa 22 Jahren (genaues Todesdatum unbekannt) im Widerstandskampf gegen Nazi-Deutschland starb.

Starter Kit zum Jiddisch-Lernen:

YIVO Institute: Yiddish Alphabet/Alef-Beys (Jiddisches Alphabet inklusive Transkription und Audio-Dateien)

Yiddish Dictionary (Online-Wörtbuch: Jiddisch-Englisch, Englisch-Jiddisch)

Yiddish Wit (Erste Lektüre: Jiddische Sprichwörter mit Transkription und englischer Übersetzung)