Der Mainzer Sand: „Man nehme keine Grabungen vor.“

Er ist ein ziemlich cooler Käfer, der Feldsandläufer. Tritt ihm der Mensch zu nahe, breitet er seine bläulich schimmernden Flügel zum kurzen Flug aus und stellt sich seinem Gegner angriffslustig entgegen.

Er ist ein ziemlich ignorantes Wesen, der Mensch. Dort, wo vor über 10.000 Jahren eine einzigartige Steppenlandschaft entstand, baute er dem kleinen Feldsandläufer im Jahr 1966 eine Autobahn vor die feinen Fühler.

Direkt vor den Toren von Mainz erheben sich Dünenfelder, deren Sand einst von den Ufern des Rheins hierher geweht wurde. Der Mainzer Sand steht unter Naturschutz. Seltene Tierarten haben hier ein Zuhause gefunden. Zu ihnen zählen der Steppengrashüpfer, die Ödlandschrecke und der Ameisenlöwe.

Und natürlich der coole Feldsandläufer. Dieser hat sich in den letzten Jahrzehnten schon an einiges gewöhnt: an den Lärm der Autobahn, die den Mainzer Sand durchschneidet, und an die Flugzeuge, die den Frankfurter Flughafen ansteuern. Ob er sich auch an einen sechsspurigen Ausbau der Autobahn gewöhnen muss, das liegt nun in Menschenhand.

„Man durchstreife“, so mahnt bereits der Baedeker Mainz aus dem Jahr 1977, „das Gelände nur auf den markierten Wegen, schone die Pflanzenbestände und nehme keine Grabungen vor“.

Hervorhebung von mir.


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13 Kommentare zu „Der Mainzer Sand: „Man nehme keine Grabungen vor.“

  1. Wunderschöne Bilder! Kommen mir irgendwie bekannt vor. Mir war die aktuelle Problematik noch gar nicht bekannt. Hatte hier schon aus dem Umfeld gehört, dass es in den letzten Jahren viele Rodungen gegeben
    hat :(
    coole Käfer vs. ignorante Wesen – diese Kombi gibt es leider viel zu oft …

  2. Herr Dobrindt denkt sich: nördlich von Bayern ist meine Welt zu Ende.
    Läge der Mainzer Sand in Bayern, sähe das ganz anders aus. Dass ich nun weiß, wie die coolen Käfer heißen, über die ich mich als Kind amüsiert habe, tröstet nur wenig.

  3. Der Steppengrashüpfer, die Ödlandschrecke, der Ameisenlöwe und natürlich der Feldsandläufer, eine starke Truppe, Experten, jeder auf seinem Fachgebiet ein Meister, ganz anders als Politiker und Verkehrsplaner; nur gegen Autobahnen, da sind sie sowas von machtlos.
    Wir müssen ihnen da helfen!
    Kann man irgendwo protestieren, Petitionen unterschreiben oder Verantwortliche mit bösen E-Mails bombardieren?
    lg_jochen

    1. Ah, entschuldige die späte Reaktion. WordPress hat mir keine Meldung über Deinen Kommentar gegeben. Über die Website „Mainzer Sand“ (Link oben im Text) gelangst Du auch zu http://www.arge-mz.de mit einer Petition! Ein arg verspäteter Dank für Deinen Kommentar!! :-)

  4. Ich danke Ihnen für den Hinweis auf die Petition.
    Da habe ich natürlich sofort meine Stimme abgegeben.
    Die letzte grosse Düne vor Finthen mag ich sehr.
    Abendlichsupergutdraufäpplergeniessende Grüsse aus dem einzigartigen Bembelland

    (PS: eine tolle Begegnung heute)

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