Banksy: Wall and Piece

Banksy Wall and PieceT-Shirts, Handtaschen, Buttons – auf dem Londoner Portobello Market in Notting Hill ist Che Guevara in allen Formen und Preislagen zu kaufen. Eines Morgens blickt der Revolutionär jedoch auf einmal in vielfacher, überlebensgroßer Ausfertigung von der Eisenbrücke hinunter auf den Ort seiner Vermarktung.

„Ich glaube, ich habe versucht ein Statement gegen das endlose Recycling einer Ikone abzugeben“, sagt Banksy, der in einer Nacht- und Nebelaktion die Wanddekoration angebracht hatte. „Die Menschen glauben offenbar, dass sie sich nicht mehr wie ein Revolutionär verhalten müssen, wenn sie sich wie ein Revolutionär kleiden.“

Zu den bekanntesten Aktionen des Street Artist Banksy, der auch gerne als Guerilla Artist bezeichnet wird, zählen die lebensgroße Puppe in Guantánamo-Häftlingskleidung, die er in Disneyland aufstellte, und die gesprayten Löcher an den israelischen Sperranlagen zum Westjordanland.

„Man sagt, dass Graffiti den Leuten Angst machen und dass sie den Niedergang der Gesellschaft symbolisieren“, schreibt Banksy im Vorwort seines auf Englisch erschienenen Fotobands Wall and Piece, „aber jene Leute, die tatsächlich unsere Nachbarschaft verunstalten, das sind die Unternehmen, die gigantische Slogans auf Gebäude und Busse schmieren und uns den Eindruck von Unzulänglichkeit vermitteln, wenn wir ihr Zeug nicht kaufen“.

Während Banksy-Kunstwerke bei Auktionen gerne mal zu sechsstelligen Beträgen den Besitzer wechseln, wurde jüngst ein Banksy-Stencil, auf dem mehrere Tauben einen kleineren Vogel mit Transparenten wie „Migrants not welcome“ und „Keep off our worms“ begrüßen, von den Behörden kurzerhand entfernt.

Wall and Piece enthält zahlreiche Vorher-Nachher-Bilder von einzelnen Aktionsorten. Die – meist nächtliche – Umsetzung der Aktionen schildert Banksy dabei in erläuternden Texten mit erfreulich großer Selbstironie. Abschließend gibt es dann noch einige Praxistipps für Street Artists: „Wenn die Polizei dich erwischt, dann verhalte dich vernünftig. Graffiti-Writers sind keine echten Verbrecher. Echte Verbrecher halten nämlich die Idee, irgendwo einzudringen, nichts zu stehlen und stattdessen ein Kunstwerk zu hinterlassen, für ziemlich dumm.“

 Fotos: Banksy „Wall and Piece“



13 Kommentare zu „Banksy: Wall and Piece

  1. By the way, hast du einen Vorschlag was man gegen (22.-26.12) Weihnachten in Mainz anstellen könnte? Ein persönlicher Tipp wäre mir lieber als das Kulturprogramm der Stadt. LG

    1. Lass es einfach – kauf keinen Baum, kauf keine Geschenke, kauf keine Lebkuchen, sing keine Lieder, schreib keine Festtagsgrüße – lass es einfach. Wenn du einen Job hast, der dir ermöglicht, an den sogenannten Feiertagen zu arbeiten, tu’s. Das sollte das wirksamste Statement gegen Weihnachten sein – es einfach zu ignorieren. Das kannst du auch in Posemuckelstown, nicht nur in Mainz.

      Aber verdirb bitte nicht denen, die ein Lichterfest im Winter lieben, den Spaß. Deine Entscheidung triff bitte für dich, nicht für andere.

    2. Durch die Stadt flanieren – horsche und gugge. Allzeit bereit, am besten mit Kamera oder einem Heft mit Stift; am besten mit der gesamten Dreieinigkeit.
      Eine Wanderung von Weisenau nach Mombach – quer durch. Kein Schnellfrass zwischendurch. Kleine Wirtschaften, gegen Abend „Weinhaus Blum“ (Badergasse 1). Unbedingt Pizza vermeiden sowie DönerNasiGoreng, Sie verstehen sicher, dass ein Spundekäse in der Weinstube Hottum (Grebenstrasse 3) Sie nicht nur physisch besser nähren wird.
      Die Ignazkirche im alten Templerviertel ansehen. Szenecafés meiden. In die Gaustrasse 76 Meter weit heinlaufen und sich dabei vorstellen, wie das alte Mainzer Rotlichtviertel ausgesehen haben mag, als der Magister Lauckhard dort oben leicht angeschlagen gen Nieder-Olm die Stadt verliess so etwa 1778. Ein Buch von Anna Seghers (Das siebte Kreuz?) im Reisegepäck mitführen. Georg Forster ebenso nachspüren wie Katinka Zitz. Ein frugales Mittagsmahl in der Andau (Gaustrasse 77) schadet keinesfalls.
      Über die Stadt gehen: die Goldenluftgasse ergründen und beim richtigen Licht eine geschlagene Stunde eines der spontan ausgewählten Chagallfenster in St. Stephan ansehen.
      Richtung Lerchenberg wandernd Goethes Belagerung von mainz in Auszügen goutieren und auf dem Rückweg die Festungsanlagen in der Oberstadt begehen.
      Und dann . . aber Sie sind ja schon unterwegs und werden die Stadt schrittweise entdecken….

      Viel Freude dabei und mittäglichherbstbuntsonnenwarme Grüsse vom Schwarzen Berg, Herr Ärmel

      1. Vielleicht mögen Sie sich, lieber Zeilentiger, hier nicht weiter heilstillgeschäftige Weihnachtszeit auslassen.
        Ich würde mich jedoch sehr freuen falls sich irgendwelche temporallokalen Überschneidungen zu beiderseitigem Nutz&frommen arrangieren liessen ;-)

        Nachmittäglichwolkenaufziehende Grüsse vom Schwarzen Berg

      2. Oh, zuviel der Ehre, aber ich bin in jener Gegend gross geworden und Mainz als geographisch wichtige Stadt hat einiges zu bieten. Von den Römern über die Franzosenbesatzung zu der ehemaligen Reichfestung. Da kann man schöne Begehungen unternehmen. Und dass Mainz einmal die Stadt mit dem höchsten Bierbrauaustoss in Deutschland gewesen war —-
        Spätnachmittäglichsonnenuntergehende Grüsse vom Schwarzen Berg

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